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IN MEINEM ZIMMER STEHT EIN KICKERTISCH

Luxusobst. Also Obst ist Luxus. Siehe Text.
Zieht man aus dem Elternhaus, ändert sich nicht nur die Umgebung sondern auch das Zuhause. Eva von Hurra! schrieb hier davon. Und ich wollte auch mal davon erzählen. Vom Kickertisch in meinem Zimmer.

Als ich im September letzten Jahres mein Zimmer verließ, drehte ich mich noch ein letztes Mal um und sah es mir an: Mein frisch bezogenes Bett, das Sofa mit den vielen, vielen Kissen, die Truhe mit den exotischen Instrumenten, die mir mein Vater aus aller Welt mitgebracht hat, mein Schreibtisch, und mein Bücherschrank. Alles an seinem Platz. Außer einem Haufen Bücher, Klamotten und kleiner Kleinigkeiten fehlte nichts.Eigentlich sah alles genauso aus wie vor einem Kurzurlaub.

Angekommen in London hielt das Gefühl konsequent an: Gefühlsmäßig war mein Zuhause immernoch mein Elternhaus in Hamburg, das Londoner WG-Leben hingegen hatte Urlaubs-Züge. So richtig Ausziehen ist doch anders, dachte ich. Wir hatten schließlich keine richtigen Ernst-des-Lebens-Probleme. Obwohl: Obst ist Luxusware! Einzig überboten durch die heißgeliebte Nutella. Nutella, müsst ihr wissen, hat in WGs ungefähr den gleichen Stellenwert wie anderorts Kaviar. (Dabei mochte ich früher Nutella noch nicht einmal, sondern die billige Schmiernussschokolade von Aldi.) Diese dekadenten Luxusprobleme. Ts.

Bei meiner ersten Rückkehr war ich schockiert. Nicht, weil mein Zimmer kalt war. Nein, zusammen mit meiner Schwester, die zeitgleich ausgezogen war, standen wir vor dem Kühlschrank und ergötzten uns an der Auswahl. Und am Brot. Und am Hamburger Leitungswasser, das so klar und unchlorig aus dem Hahn strömt.
Außerdem verweigerte ich jegliche Erkenntnisse. Ich ignorierte alles, was auch nur im Ansatz darauf hindeuten könnte, dass das Leben in meiner Familie weitergeht – ohne mir und meiner Schwester im Haus.

Beim nächsten Mal war mein Zimmer vorsorglich vorgewärmt. Kuschelig. Und Überraschung! Meine Eltern hatten mein Zimmer gestrichen. Dazu sage ich nichts, außer dass ich meine Eltern trotz allem furchtbar lieb habe. So schlimm ist es nicht. Ich finde die Farbe mittlerweile sehr schön – ist schließlich mit Liebe gestrichen. Danke Babacim! :)

Vor zwei Tagen bin ich wieder hier angekommen, in der Heimat. Mich wunderte, dass alles unverändert war. Zu früh gewundert. Man hatte einen Plan. Als ich gestern Abend nach Hause kam, stand ein riesengroßer Kickertisch in meinem Zimmer.

Beim Einschlafen dachte ich:
Das Zimmer verändert sich und trotzdem ist es meins. Genauso wie meine Familie.

journalist, columnist and author of this blog. a turkish-german muslim juggling politics, feminism, cyberculture and life between germany, istanbul, oxford & the world.

Comments

  • April 2, 2010
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    Anonymous

    Wunderschön geschrieben!!
    Lebt deine Schwester auch in London?

    An der Stelle kann ich auf einen deiner Posts hinweisen: Home is where your heart is!

  • April 2, 2010
    reply

    Wie schonmal irgendwo gesagt: Manchmal bräuchte man eben zwei Herzen für zwei Orte. :)

  • April 2, 2010
    reply

    Ach, Heimat bleibt Heimat. Kannste machen was du willst. Ist halt so.

  • April 3, 2010
    reply

    @anonym: dankeschön! nein, leider nicht, meine schwester studiert in heidelberg. und ja, stimmt: home is where your heart is bzw. wie @christoph: man hat gleich zwei hearts für zwei homes. :) und @tamimat, an heimat kann man nicht viel ändern. :)

  • April 10, 2010
    reply

    Anonymous

    es macht wirklich spaß an deinen gedanken teil zu haben!!!!
    ganz liebe grüße aus hamburg

  • April 14, 2010
    reply

    Dankeschön und liebe Grüße und Sonne nach Hamburg! :)

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