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SAPAK BY FIRAT MANCUHAN (2008)

Ich habe hier ja lange keine Kurzfilme mehr vorgestellt. Doch während meiner Kurzfilm-Inaktivitätszeit habe ich mir ein kleines, aber schönes Archiv aufgebaut. Bei meinen Reisen in diese Welt bin ich auf die unglaublich kreative und innovative türkische Kurzfilm-Szene gestoßen.Mich überrascht meine Überraschung. Denn die Türkei, vor allem Istanbul und der Osten der Türkei, bieten so viel Bilder, Geschichten, Menschen, Gesichter, Farben, Geräusche und Düfte. Da sollte mich diese leider noch sehr unbekannte Szene nicht wundern. Im vergangenen Jahr habe ich viele tolle türkische Filme gesehen, wie zum Beispiel “Iki dil, bir bavul” oder “Kiz kardesim” (Mommo), die übrigens unbedingt empfehlenswert sind.

Mein erster Beitrag aus der türkischen Kurzfilmwelt heißt “Sapak” (2008) von Fırat Mançuhan, 1981 (Ankara) geboren und Student an der Marmara Universität in Istanbul.

Sapak ist ein dunkler Film. Irritierend. Früh glaubt man zu wissen, wie das Ganze enden wird, was dann natürlich geschieht – typisch Kurzfilm eben. Und nicht nur das – Sapak bietet eine ungeahnte Tiefe.Der Film ist angeregt durch die Serienmorde im Oktober 2006 auf der Autobahn zwischen den türkischen Städten Bursa und Ankara. Sieben Tote in drei Tagen.

In dem fiktiven Film ging es Mançuhan dabei um viel mehr als nur eine spannend-dunkle Geschichte zu diesen Morden zu dichten. Er ließ sich von Maulana Dschelaleddin Rumi inspirieren, einem der berühmtesten islamischen Mystiker. Er sagte (ungefähre Übersetzung):

“Komm, komm wer du auch bist,
Vagant, Anbeter, Flüchtling.
Es hat keine Wichtigkeit
Unsere Karawane ist nicht eine der Verzweiflung.
Unsere Karawane ist eine des unendlichen Glücks.
Komm, auch wenn du deine Vorsätze tausend mal gebrochen hast.
Komm, komm wieder. Komm!”

“Gel, gel, ne olursan ol yine gel,
İster kafir, ister mecusi, ister puta tapan ol yine gel,
Bizim dergahımız, ümitsizlik dergahı değildir,
Yüz kere tövbeni bozmuş olsan da yine gel…“

 

“Mevlanas unendliche Toleranz, setzt unendliche Empathie voraus”, sagt Mançuhan. “Im Grunde sind wir Menschen alle gleich. Was uns unterscheidet, sind die unkontrollierbaren Umstände, die uns zum Mörder oder Helden machen”, erklärt er. Was ist Schuld? Und wer trägt sie? Hat nicht jede Tat, ob gut oder schlecht, einen anderen erklärenden, ja vielleicht gar rechtfertigenden Grund? Und genau diesen schmalen und doch weiten Grad, das Schwarze im Weißen, das Weiße im Schwarzen, unsere Moral, führt uns der Film vor Augen.

Hier, der Film auf Türkisch, mit englischen Untertiteln:

Edit: Den Film gibt es leider nicht mehr im Internet. Schade. Aber den Trailer findet man noch hier:

journalist, columnist and author of this blog. a turkish-german muslim juggling politics, feminism, cyberculture and life between germany, istanbul, oxford & the world.

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