Kontakt:
Kübra Gümüşay

c/o Hanser Berlin – Lehrter Straße 57, Haus 4, 10557 Berlin

Büro betreut von Julia Obermann

office@guemuesay.com
Bürozeiten: dienstags 9.00 – 13.00 + donnerstags 9.00 – 13.00

Bei Interviewanfragen, Lesungen und alle anderen Fragen zu meinem Buch “Sprache und Sein”
hilft Ihnen gerne mein Verlag weiter:

Hanser Berlin

Thomas Rohde
thomas.rohde@hanser.de, +49 30 252 948 015

KOPFTUCHNEUGIER: EIN BISSCHEN SPAß MUSS SEIN

Sportunterricht in der Schule. Meine Freundin Shaima steht in der Schlange, um ihren Basketball in das Korb zu werfen. Hinter ihrem Rücken schleicht sich leise ihr Klassenkamerad Stefan heran, hebt vorsichtig ihr Kopftuch und kaum dass er einen Blick erhaschen kann, dreht sie sich um. Angstvoll schaut er sie an, böse schaut sie zurück. „Ich w… wollte nur “, stammelt er und ringt nach Worten, „w… wollte doch nur wissen, was darunter ist.“

„Haare“ reichen als Antwort auf die Frage nach dem mysteriösen Etwas unter dem Kopftuch nämlich nicht aus. “Haare” befriedigen nicht die Neugier der Außenstehenden. Denn wenn schon versteckt wird, dann muss da doch etwas sein. Etwas Fantastisches. Medusa-gleiche Schlangenhaare vielleicht oder eine tätowierte Glatze. Es sind jedenfalls auf keinen Fall Haare und wenn doch, dann zumindest keine normalen.

Legenden muss man füttern, beschlossen meine Schwester und ich. Zusammen verbreiteten wir deshalb zu Schulzeiten das Gerücht, dass unsere lockig-glatten Haare pink-grün gestreift gefärbt seien. Nicht selten stand dann jemand vor uns sagte tatsächlich mit großen Augen „Wirklich? Wirklich pink-grün?“ Willig alles zu glauben, was wir sagten, antworteten wir „Ja, wirklich!“ – in der Hoffnung die Absurdität möge eines Tages für sich sprechen.

Thomas, mein Sitznachbar, fragte mich irgendwann, was passieren würde, wenn er meine Haare sehen würde. „Dann musst du mich heiraten“, antwortete ich. Ich grinste. Kreidebleich drehte er sich zur Tafel.

Einige Wochen später spielten die Jungen wieder Schwammschlacht in der Klasse. „Wusch“ machte es über meinem Kopf und der fliegende Schwamm zog mein Kopftuch nach hinten. „Ahh“, schrie ich und bückte mich, um meine Haare zu bedecken. „Ahh“, schrien die Jungen und hielten sich die Augen zu. „Ahh“, schrien meine Freundinnen und leisteten Sichtschutz, indem sie herbeirannten. Ganz so scharf darauf, das Geheimnis zu lüften, waren wir dann doch nicht – bei den möglichen Folgen…

An der Uni bekam ich es dann mit einer neuen Form der Neugier zu tun. Sie war anders. Sie war merkwürdig. „Was“, fragte ein Kommilitone, nachdem ich ihm erklärte, dass ich zu Hause natürlich kein Kopftuch trage, „was, wenn ich eines Tages an eurem Haus vorbeikomme, durch den Garten laufe und zufällig durch das Fenster schaue und dich ohne Kopftuch sehe?“ Irritiert schaute ich ihn an. Nach einem gruseligen Moment der Stille, lachte er und sagte: „Spaaß!“ „He, he“, sagte ich und bemühte mich um ein Grinsen.

Ich enttäusche ja nur ungern, aber unter dem Kopftuch sind wirklich nur Haare. Nichts Außergewöhnliches. Kopftuchtragende Frauen sind nicht hübscher oder hässlicher als andere Frauen. Sie färben sich die Haare, glätten sie und frisieren sie oder überlassen sie der Natur, wie alle anderen auch. Vielleicht sind einige ein bisschen mutiger, weil sie einen misslungenen Friseurbesuch gut unter dem Kopftuch verstecken können. Aber das wäre auch der einzige Grund für Neugier. Sonst erstreckt sich dort auch die gleiche Langeweile wie bei den Füßen in den Socken. Alles halb so wild, ganz normal halt. Kein Grund für besondere Fantasien.

Kurz vor Ende der Schulzeit schickte mir Thomas übrigens ein Bild. „So siehst du ohne Kopftuch aus“, schrieb er. Zu sehen war ein Bild von mir mit zackigen und abgehakten Paint-Strichen, die Haare darstellen sollten. Knallblonde, wohlgemerkt.

PS: Bildcredit geht oben nicht an Thomas. :)

Taz, Tuch-Kolumne, 11. April 2012

journalist, columnist and author of this blog. a turkish-german muslim juggling politics, feminism, cyberculture and life between germany, istanbul, oxford & the world.

Comments

  • April 12, 2012
    reply

    Haha sehr coool geschrieben! Mashallah!
    Vielleicht hast du ja lust mal auf meinem Blog vorbeizuschauen

    http://cest-la-vie-de-nesrin.blogspot.de/

  • April 12, 2012
    reply

    Sehr guuuuut :)

  • April 12, 2012
    reply

    Anonymous

    x: Hast du überhaupt Haare unter dem Ding ?

    Y: Nur, weil ich dein Gehirn nicht sehen kann, heißt es dann, dass du keins hast ?

  • April 12, 2012
    reply

    Anonymous

    Bei mir wollten die Mädchen immer meine Haare sehen. :D So als wären meine anders. :D

  • April 14, 2012
    reply

    Anonymous

    na ja, nach religion zu leben ist eine sache, nach der nase zu leben ist eine andere. jeder soll selber wissen wie er/sie lebt. es sei denn man/frau bleibt innerhalb der grünen bereich. oder besser gesagt im grauzone. wenn man/frau die zone verlässt und sagt “nein entweder schwarz oder weiss” dann bewegt man sich schon im “gefährlichen” bereich. gefährlich wäre es aber nur für die anderen. für sich selbs wäre es immernoch eine glaube.

    und noch eins: ob dieser grauzone noch islamisch ist habe ich mein bedenken.

    viel spass. gut dass wir uns den spass noch erlauben dürfen.

  • April 14, 2012
    reply

    Hey! Der Artikel und dein Blog sind super!
    Wir haben auf unserer Seite unlängst was zum Thema Vorurteile gepostet, wobei das Kopftuch natürlich nicht fehlen durfte ;-)
    Schau mal rein, wenn du magst: http://vieltracht.ch/Wordpress

  • April 16, 2012
    reply

    (…)nachdem ich ihm erklärte, dass ich zu Hause natürlich kein Kopftuch trage(…)
    Das Tragen des Kopftuches ist eine Ibadah (ein Gottesdienst)…auch zu Hause sollte sich eine gottesfürchtige Muslima bedecken, denn ALLAH ist überall. Ganz zu schweigen von der Realität des Benehmmens im Schlafzimmer und unter der Dusche oder im WC. Jedes Verhalten spiegelt die Furcht vor ALLAH wider, weil ALLAH jede Sekunde dem Menschen näher ist als seine Halsschlagader.
    Frau Gümüsay geht nie auf diese Punkte ein und interpretiert den Islam auf eine sehr mißverständliche Art und Weise.
    Es bedarf also einer Recherche, bevor wichtige Punkte des Islam in ein falsches Licht gerückt werden.
    Ach ja, Frau Gümüsay, fragen kostet nichts. Es gibt unzählige Nachschlagewerke alhamdulillah.
    Ansonsten finde ich den Artikel diesmal gut gelungen, bis auf die o.g. Passage…

    • April 18, 2012
      reply

      Salam

      Mutawakkil , das höre ich zum ersten mal was du da sagst. Wie es sich anhört dürften wir ja nicht mal auf Klo xD
      Natürlich gibt es rechtlinien wie man sich im privaten Benehmen sollte aber Dienste extreme vorm des Kopftuchs, also dass man es Zuhause auch trägt habe ich noch nie gehört. Ich werde mich darüber erkundigen.
      Deine Absicht war sicherlich nicht falsch, aber beim nächsten mal versuche bitte jemanden privat oder auf eine angenehme Art und weise zu belehren :) man sieht übrigens leider im unteren Kommentar was Außenstehende Personen daraus entnehmen, bei solchen ‘Lektionen’ die man versucht über das Internet zu erteilen

    • April 18, 2012
      reply

      Diese Extreme Form
      Ich habe mich oben ein wenig vertippt

    • April 18, 2012
      reply

      Aladin

      Also in einer Zeit, wo Frauen halbnackt auf der Straße, am Arbeitsplatz und sonstwo noch runlaufen, sollte doch der Mann wenigstens zu Hause die Haare seiner Frau noch zu sehen bekommen? Nur zum Schlafen legen im dunklen mal an den Haaren zu fühlen kann man in einer Zeit, wo alle Frauen bedeckt rumgelaufen sind eventuell noch akzeptieren. Aber dennoch sollte die Frau sich wenigstens zu Hause wohlfühlen und nicht bei 40° C mit Kopftuch rumtanzen.

      Ich denke mutawakkil redet hier von einer Theorie, welche in der Praxis nicht einfach umzusetzen ist. ich persönlich wünschte mir, dass sich meine Frau zu Hause sehr hübsch und sehr schick macht und ich das genießen kann. Schützt das Auge von lüsternen Blicken auf fremde Frauen. Aber das scheint ja mittlerweile ganz normal zu sein, genauso wie selbstverständlich es ist, dass Kübra in der Schule einen männlichen Sitznachbar hat. Fängt man einmal an, kleine Sünden zu verharmlosen, befindet man sich schon auf dem Weg zum Abgrund.

    • April 18, 2012
      reply

      Aladin

      Natürlich sollte ich mich auch für meine Frau schick & hübsch machen, spricht ja für sich. Aber das weibliche Geschöpf ist nun mal viel reizender als das männliche, und die Schwäche der Männer für Frauen überwiegt eindeutig die der Frauen für Männer :-)

      Also vertragt euch und studiert erst mal den Islam bis auf die Nieren, bevor ihr irgendeinen Salat von euch gibt.

      Bombe.

  • April 16, 2012
    reply

    Anonymous

    Schreibt Allah Kopftuch beim scheißen vor?

    Der kümmert sich ja um jeden Scheiß.

    • April 18, 2012
      reply

      Sicherlich weißt du, dass diesen Blog viele Muslime lesen. Vielleicht solltest du deswegen solche offensiven Kommentare für dich behalten. Ich meine du willst sicherlich auch von Muslimen respektiert und toleriert werden, also bitte respektiere und toleriere auch uns. Diese Religion scheint fremd für dich zu sein, wenn du schon deine Meinung äußern willst, dann beschäftige dich zu erst mit dem Thema.

      Du möchtest auch nicht dass man dich einfach mit Worten verletzt , deswegen lass bitte die Worte die uns verletzen bei dir oder im privaten danke

  • April 16, 2012
    reply

    Anonymous

    Ich glaub der (natürlich männlichen) Eule da oben (Mutawakkil) sollte man diesen Sommer mal bei 35 Grad ne Burka überstülpen und ein paar Leichathletik-Übungen durchführen lassen. Vll hält er sich dann aus anderer Leute Glauben heraus.

  • April 18, 2012
    reply

    Anonymous

    @Mutawakkil

    Hört doch bitte auf einen auf islamischen Gelehrten zu tuen. Natürlich darf eine Frau ohne Kopftuch zu Hause rumlaufen. Es geht doch nur darum, dass andere Männer sie nicht ohne Hijab sehen dürfen. Also Mutawakkil hör bitte auf anderen zu sagen was richtig ist, wobei du selber keine Ahnung hast. Nach deiner Theorie darf man noch nicht mal Geschlechtsverkehr mit seinem Ehepartner haben, weil Allah swt näher als die Halsschlagader ist.
    So ein Quatsch. Das regt mich echt auf, wie einige hier auf Gelehrte tuen und meinen andere verbessern zu müssen, wobei sie selber keine Ahnung haben.

    Und @Anonymus: Du brauchst hier gar nicht beleidigend zu werden. Allah swt ist erhaben über deine abfällige Bemerkung. Wenn du dich nicht rechtleiten lassen willst ist es dein Problem. Ich beleidige auch nicht Christen oder Andersgläubige. Wenn du andere nicht respektierst, dann erwarte ja nicht von anderen respektiert zu werden.

    Burak

  • April 20, 2012
    reply

    Anonymous

    “Und @Anonymus: Du brauchst hier gar nicht beleidigend zu werden. Allah swt ist erhaben über deine abfällige Bemerkung.”

    Stimmt. Der ist wirklich erhaben. Ich hab mal gesagt Allah hat nen fetten Arsch, das hat ihn nicht gejuckt.

  • April 20, 2012
    reply

    Anonymous

    @Anonymus:

    Du bist so was von lächerlich. Hinter dem Computer kannst du dir natürlich alles erlauben, bist ja “anonym”. Solche Feiglinge wie dich wird es immer geben. Ich gehe mal davon aus, dass du ein Versager in jeglicher Hinsicht bist und deinen Frust nun an Muslimen rauslässt. Hast du keinen Job? Bist du ein Geek, der keine Frau abbekommt? Du kannst einem schon fast Leid tuen.
    Solche Feiglinge wie du könnt euch nur anonym artikulieren. Aber du bist so ein Abschaum, dass ich nicht weiter meine Zeit mit dir verschwenden werde.

  • April 20, 2012
    reply

    Anonymous

    Du möchtest auch nicht dass man dich einfach mit Worten verletzt , deswegen lass bitte die Worte die uns verletzen bei dir oder im privaten danke
    —-
    Aha, wenn es darum geht, dass religiöse Gefühle verletzt werden gibt es auf einmal “den Islam” und einige Muslime meinen sie können für ein paar Milliarden sprechen und sagen, dass sie kollektiv beleidigt sind. Wenn es um Kritik am Islam geht wird wieder nach Differenzierung geschrien, was ich ja richtig finde, nur kann man dann sich auch nicht anmaßen zu sagen, dass man mit dieser oder jener Aussage die gesamte Ummah beleidigt, weil die gibt es ja nicht.
    Aber vielleicht wäre es ja mal hilfreich, wenn Muslime sich mehr darüber aufregen, dass im Namen ihrer Religion bspw. ein Hamza Kashgari hingerichtet werden soll, als über irgendwelche Karikaturen.

  • April 23, 2012
    reply

    Zunächst einmal möchte ich mich kurz zu meinem Kommentar äußern:
    Die Intention ist eine ganz einfache, die komischerweise von vielen hier missinterpretiert wird, nämlich das Wohlgefallen ALLAH’s zu erlangen, egal wo man ist. Hierzu gibt es eine Überlieferung aus dem Leben unseres geliebten Propheten (asm), der sich, als Uthman ibn Afwan (ra) zu Besuch kommt, sich bedeckt und aufrichtet, und das aus Respekt zu Osman’s (ra) gottesfürchtigem Schamgefühl. Und wisst Ihr auch was der Prophet (asm) bedeckt? Seine Beine, die wohl beim Liegen frei wurden. Allahoualam
    Natürlich, ist dies für viele “moderne” Männer etwas sehr fremdes, und viele Männer sind sich dieses Schamgefühls auch nicht bewußt, deshalb sollten sie sich jeglichen islamfeindlichen Kommentar sparen. Nur ALLAH’s wahre und ergebene Diener können dies verstehen.
    Ich möchte nur mal betonen, dass auch den Männern die Verhüllung vorgeschrieben ist und dass sich Männer untereinander auch in diesem Sinne das Gute gebieten müssen.
    Was die Frau zu Hause angeht, so ist der Wunsch des Mannes, seine Frau begehren zu wollen, eine von ALLAH unterstütze Tatsache. Jedoch hier auch mit dem Ziel Seiner Religion, der islamischen Lebensweise, wie es ALLAH von uns will, zu dienen.
    Ich spreche hier vom Maximum an Zielstrebigkeit für die Dawah des Islam. Wer sich im Rahmen des Erlaubten bewegt, der soll sich getrost nach hinten lehnen und das Leben genießen, da hat keiner was dagegen. ISLAM ist die einzige Lebensweise, die den Menschen glücklich machen kann. Wie? Mit ALLAH’s Koran (Wort Gottes) und Rasulullah (asm), dem Gesandten, der uns diese wunderbare Lebensweise beibringt.
    Und noch ein letztes Wort an Schwester Kübra: Es wäre schön, wenn Du Anonymous-Kommentare nicht zulässt, bzw. Kommentare nicht freigibst. Du kannst über Blogger die Funktion einrichten. Und, es wäre auch schön, wenn Du Dich an der Diskussion beteiligst.
    Übrigens an alle islamfeindlichen Anonymous-Writer: Egal was Ihr tut, tun wollt, ALLAH ist mit Seinen Dienern…walhamdulillahirabbilalemin

  • Juli 14, 2013
    reply

    Nika

    Sehr schöner Artikel :D Solche ähnliche Geschichten haben mir befreundete Muslimas mit Koptuch auch erzählt. Ich trage gelegentlich eine mit Tuch gewickelte Kopfbedeckung – und lustigerweise kamen bei Fremden oder in der Uni nie solche Kommentare weil es ja ganz offensichtlich nicht das “Tuch” ist. Dabei stecke ich ja an dem Tag auch meine Haare weg, aber es hat wohl für außenstehende nicht die selbe Bedeutung. ^^ Schade das die Diskussion hier zw. Islamophoben und “Belehrenden” so ausgeartet ist. Ich glaube, das niemand einem anderen vorhalten soll, er wäre ein schlechter Muslim und wie ach so verwerflich ja die bösen Frauen sind, die so freizügig rumrennen (das ist gemein und frauenfeindlich!). Oder gar, dass man sich hinstellt und sagt, dass man ja besser dran seie mit Gott und man quasi der einzig Rechgläubige und Wahre wäre. Wer so auftritt, grenzt sich ab. Ich stelle mich als überzeugte Atheistin auch nicht vor Gläubige hin und sage “Also wie könnt ihr nur so einfach glauben! Das ist total unsympathisch!”. Auch wenn ich Glauben nicht 100%ig verstehen kann, bringe ich den Leuten den Respekt entgegen den sie als Mitmensch verdienen. Schopenhauer hat mal gesagt, dass derjenige am glücklichsten ist, der zwischen sich und den anderen keinen Unterschied sieht oder macht. Und genau deswegen ist es mir erst mal schnuppe ob mein potenzieller Unterhaltungspartner usw. Muslim oder Atheist oder was weiß ich ist.

Post a Comment

DE