ABSCHIEDSBRIEF
Viele meiner Gegenstände bedeuten mir nicht viel, die meisten gar nichts. Einige Werkzeuge hingegen etwas mehr. Ein Abschiedsbrief.
Zuletzt haben wir uns an einem schwülen Abend im Westen der USA gesehen. Ich aß in einem italienischen Restaurant und telefonierte. Du lagst neben mir auf dem Tisch. Wir saßen draußen. Nach einem langen Tag wollte ich beim Essen ein wenig frische Luft genießen. Telegraph Avenue, eine schöne Straße. Die einzig schöne Straße dieser Stadt wie man mir später erzählte. Ich glaube es gern. Viel Glück hat mir die Stadt nicht gebracht.
Am Nebentisch saßen zwei Männer. Von ihnen hatte ich kurz vorher noch Bilder gemacht mit dir. Die Sonne ging hinter ihnen unter, der Himmel war in ein tiefes Rot eingetaucht. Lässig schauten sie einander an. Es war mir unangenehm, als sie sich dann ausgerechnet neben uns ins Restaurant setzten. Ihnen offensichtlich auch.
Zwei Tage später an der Ostküste der USA, kramte ich in meinem Koffer nach dir. Schnappte mir dein Haus, die Kameratasche. Du warst nicht darin. Entsetzt suchte ich überall im Koffer, in meinen Taschen. Nirgends warst du zu finden. Dann ging ich Schritt für Schritt die letzten Tage durch. Ich rief im Hotel an, indem ich zuletzt übernachtet hatte, dann die Menschen, die ich zuletzt gesehen hatte und schließlich führte die Spur zurück in das Restaurant auf der Telegraph Avenue, fünf Flugstunden entfernt.
Ich frage mich, ob die beiden Männer es merkwürdig gefunden haben, sich selbst in dir zu sehen.
Jetzt sitze ich da, seit Monat ohne deinesgleichen. Keine Augen mehr wie diese hier. Du bist weg. Kein Text ohne Bild habe ich mir immer gesagt. Für jeden Text, den ich schreibe, musste ein Bild her. Deine Abwesenheit hat mich nun mehr zum Zeichnen gebracht. Das finde ich schön. Gleichzeitig muss jedes Bild, das ich zeichne, fotografiert werden. Mir missfällt die Qualität. Und noch mehr missfällt es mir, diese Funktion auf meinen Handy nutzen zu müssen, um das Bild zu retten. Und dieses Filterding macht die mühsame Zeichnung billig.
Ach. Ich muss mir deinesgleichen anschaffen. “Sağlık olsun” (Hauptsache Gesundheit), sagte meine Mutter, als sie hiervon erfuhr. Ich hoffe, es geht dir gut.
Zum Abschied habe ich dich gezeichnet. Mit einem Handy fotografiert und durch einen grässlichen Filter geschickt.
Nesrin
oh nein :s das ist ja schrecklich :((( mein Beileid .. oder was man halt so sagt in solch einer Situation!
Dennoch ist die Art des Schreibens wie immer wunderbar :)
http://cest-la-vie-de-nesrin.blogspot.de/
ZABBARY Belkis Baharcieva
wir hatten so einen Fall, aber am Ende war es klar, das die PHotokamera am Flughafen aus der Tasche genommen wurde. Der KOfferschloss war zu, alles noch da, auser Kamera und Ladegeräte.
Wünsche dir mehr Glück mit der nächsten Kamera :)
LG Belkis
Herr Ärmel
Ich wünsche dir, dass du bald wieder eine Kamera bekommst.
Chupia
Du warst echt eine Inspiration auch einen Blog zu schreiben:
http://philosofiaaa.blogspot.de/2013/01/mein-stuck-stoff.html