MIGRANTOGRAMME
Mein Schwesterlein empfahl mir kürzlich eine kleine tolle Seite mit diesem wunderbaren Projekt: Die “Migrantas”-Piktogramme.
Piktogramme erklären uns die Welt. Sie sagen uns, wo die Damen- und Herrentoilette, das Wickelzimmer, die Sportanlage, das Bord-Restaurant oder unser Herz ist. Und sie erklären uns auch, was Migrantinnen bewegt.
Bei einigen Bildchen musste ich ganz schön grinsen. Beispiel: Das erste Piktogram in der zweiten Reihe, einfach zum Kugeln. Menschen aus dem temperamentvollen Ausland reden tatsächlich tendenziell lauter, passionierter und emotionaler als manch Deutscher. Und das macht sich nicht nur, wie in dem Bildchen, beim Kaffee-Kränzchen bemerkbar, wo der/die Nachbar/in mit dem Besenstiel die Wand durchbohrt und sich die Kaffeekränzler “Noch leiser?!?!” fragen, nein:
Eine Szene aus einer Fernseh-Dokumentation, die in die Türkei führte, werde ich niemals vergessen. Der Reporter und sein Kamera-Team waren in Istanbul und fragten einen Taxi-Fahrer nach dem Weg. Der nahm die Aufgabe selbstverständlich ernst und fing daraufhin an mit den Händen herumzufuchteln und erklärte laut und deutlich, wie man zur gesuchten Straße findet. Ich fand das alles ganz normal, er eklärt halt den Weg – bis die Stimme aus dem Off kommentierte: “Keine Angst, der Fahrer ist nicht wütend und streitet sich hier nicht mit unserem Reporter, auch wenn es so aussieht. Er gibt ihm lediglich eine Wegbeschreibung.”
Düdümm. Realitätsverschiebung 360°. Meine Güte, dachte ich, so hatte ich das noch nie gesehn.
Solche und andere Themen wie Migration, Identität und interkulturellen Dialog behandeln die fünf wunderbaren Initiatorinnen und Leiterinnen des Kollektivs Migrantas, die zum Teil selber Migrantinnen sind. Sie bedienen sich der Kunst, des Designs und der Sozialwissenschaften, um Migrantinnen eine Stimme zu verleihen. Für das Piktogramm-Projekt arbeiteten sie zusammen mit Frauen aus verschiedenen Ländern. Sie sollten Erfahrungen austauschen und diese dann zeichnerisch festhalten. Resultat sind diese tollen Bildchen. 2005 konnte man die tollen Piktogramme in einigen deutschen Großstädten bewundern – als Teil der städtischen Landschaft.
Im kommenden Monat (5. März bis 25. April) gibt es die Migrantas-Bilder auf der Ausstellung “Neue Heimat – Zwischen den Welten” im Zeppelin Museum in Friedrichshafen zu sehen. Und nicht nur das, man darf auch mitmachen: “In einer „Workshopstation“ sind Besucherinnen und Besucher eingeladen, ihre eigenen Alltagserfahrungen und Gefühle zur „neuen Heimat“ zu zeichnen,” heißt es auf der Webseite. Wer kann, nur hin. Und nicht irgendwann, sondern am 04. März zur Ausstellungseröffnung – da werden nämlich 1.000 Taschen verteilt, die mit dem Piktogramm “Hier und dort Heimat” bedruckt sind. (Ich will auch so eine!)
Nebst des “Noch leiser?”-Bildchens brachte mich heute ein weiteres Netz-Werk zum Lachen: Dieses tolle Interview mit dem muslimischen Professor Harry Harun Behr zu dem Thema Islam und Humor. Man beachte seine Antwort auf die Frage, ob der Islam tatsächlich wenig humorfreundlich ist. (via Kathrin)
credit: Screenshots via Webseite www.migrantas.org/
Anonymous
Ich habe von diesem Projekt erfahren, weil eine Frau aus unserer internationalen Frauengruppe daran teilgenommen hat und finde es sehr gut!