IDENTITÄTSKRISE
Da kommt das Unheil angeschossen: die EM 2008. Aus unerfindlichen Gründen begreife ich plötzlich, wieviele Spieler eine Mannschaft hat (11), wie lang ein Spiel dauert (90 min.) und was Abseits bedeutet (hier).
Dabei sei es nicht belassen: Eifrig kommentiere ich nach den Spielen die Spielzüge, fachmännisch fälle ich mein Urteil und gebe Prognosen ab.
Ahnungslos habe ich mich in eine Identitätskrise gestürzt:
“Für wen bist du Kübi?”
Türkei oder Deutschland? Türkiye oder Almanya?
Meine multiplen Persönlichkeiten der letzten Tage:
1- Die Lethargische: “Ich werde mir das Spiel nicht ankucken. Ich bin für niemanden.”
2- Die Pseudodiplomatin: “Ich bin für beide!”
3- Die Mutter Theresa: “Ich bin immer für die Schwächeren. Da Deutschland Favorit ist und die Türkei mit quasi der B-Mannschaft und nur 15 Spielern antritt, bin ich ein bisschen für die Türkei.”
Aber ehrlich -Angie, es tut mir Leid – Ich wünsche mir innigst, dass die Türkei gewinnt.
Tadaa! Da ist die Ursache für meine Identitätskrise, für meine multiple Persönlichkeit! Ich schreibe “Angie, es tut mir Leid.” und habe das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. Warum?
Bin ich schlecht integriert, wenn ich nicht für Deutschland bin?
Es gibt schließlich auch Urdeutsche, die für die Türkei sind, warum nicht also auch ich?
Warum müssen Migrationshintergrundbesitzer “deutscher” sein als Urdeutsche um “Deutsche/r” zu sein?
Vielleicht finde ich rot-weiß einfach schicker als schwarz-rot-gold (oder rot-schwarz-gold, da sind sie sich beim ARD ja noch nicht so einig).
Außerdem: Für-die-Türkei-Sein ist nicht gleich Gegen-Deutschland-Sein, “nnnne?!”
So. Ich muss mich also gar nicht rechtfertigen. Dass ich dieses Gefühl habe, ist natürlich ein Problem.
Doch jetzt ertsmal: TÜRKIYE! TÜRKIYE!