40 KILO FREMDSCHÄMEN
Kennen Sie diese türkischen Großfamilien, die mit etlichen Koffern, zig Kartons, Rucksäcken und Taschen am Flughafen stehen und ewig lange am Flughafenschalter mit dem Personal diskutieren? Ich kenne sie. Und kennen Sie die pubertierende Tochter der Großfamilie, die ihr Gesicht beschämt in einem Buch vergräbt? Das war ich. Jedes Jahr die gleiche Tortur. Ich stand etwas abseits, las und versuchte möglichst unbeteiligt auszusehen. Ab und an schüttelte ich meinen Kopf, trat unauffällig einen weiteren Schritt zur
UNTER DEM WALNUSSBAUM
Ich musste lachen, als ich zum ersten Mal einen türkischen Friedhof besuchte und auf den Grabsteinen Daten wie 1290–1928 oder 1305–1940 las. So lange lebt doch niemand; was für ein bitterer Fehler ausgerechnet auf dem Grabstein, dachte ich. Bis ich vor dem meines Urgroßvaters Molla Mehmet stand. Er lebte von 1328 bis 1990, in aufwühlenden Zeiten. In einer kleinen Hütte ohne Fenster, versteckt zwischen den Orangenbäumen neben seinem Haus, lehrte Molla Mehmet 18 Jahre lang jede
ICH, KRIMINELL?
Quelle: motifake.com Eine Internet-Aktivistin bekommt Besuch von der Polizei. Sie versteht nicht, was sie verbrochen haben soll.Der Tag, an dem das Wort »Verbrechen« zum ersten Mal eine Bedeutung in ihrem Leben bekommt, beginnt sonnig und früh. Als Andrea Simmer (Name geändert) um kurz vor acht aus dem Haus tritt, sieht sie fünf Männer in Zivil mit Pistolen am Gürtel. Es sind Polizisten. Sie kommen direkt auf sie zu. »Können Sie den Weg frei machen? Ich muss