WUT VERLASSEN
Irgendwann habe ich beschlossen, nicht mehr wütend zu sein. Nicht mehr wütend über die bis in den Himmel stinkenden Ungerechtigkeiten von Menschen und auf ihre Macht. Denn die Wut ändert nichts an der Ungerechtigkeit, aber mich. Sie macht den Wütenden kaputt, verbittert. So will ich nicht werden. Und dann ist es passiert: Die Wut war weg. Ich kann nicht mehr genau sagen, wann das geschehen ist. Die Wut ist langsam und vorsichtig gegangen und hat eine
TRAVEL
Traveling teaches you to give, to love and to move. It makes you give love and move your love. Travels give love to you and move you around the world. Travel. Give. Love. Move. I love coming home, relishing the steadiness and then slowly discovering how those stories you've heard, people you've met, experiences you've had, pop up in your mind. Ready to be written down. Or put together in a short film. I have had
MANCHE GEFÜHLE LEBEN NUR IN BESTIMMTEN SPRACHEN
Plötzlich weinte ich. Es war der Festtagsmorgen, an Bayram. Wir saßen in Oxford am Frühstückstisch, als im Radio eine Sendung über das Bayramfest in Deutschland lief. Der Moderator erzählte von Vätern, die sich auf den Weg in die Moschee machen, von der Aufregung, die zuhause herrscht, die letzten Vorbereitungen für das große Frühstück und die Kinder, die erwartungsvoll um die Geschenktüten herum tanzen. Die vertrauten Geräusche aus dem Radio erfüllten unsere Küche – und ich sah
LOVE
Things you say, when you've just fallen head over heels in love. Oh, those irrational days
ÖZLEM
AB IN DIE WUTBOX
Ganz ehrlich? Ihr könnt mir mal den Buckel runterrutschen, ihr hasserfüllten Paukenhauer, globalen Klassenclowns und mediengeilen Störenfriede. Ihr lauten Menschen. Kauft euch ’ne schalldichte Wutbox und tobt euch dort aus, haut euch gegenseitig die Köppe ein. Aber das würdet ihr niemals alleine machen. Ihr funktioniert nämlich nicht ohne uns, die Moderaten dieser Welt. Ihr braucht uns. Was wäre eine Demonstration muslimischer Extremisten ohne Publikum? Was wären die islamischen Hassprediger auf der einen Seite und Ayaan Hirsi
NATURAL ART
Autumn on Telegraph Street, Berkeley, California, USA
FRAGEN IM FERNSEHEN
Eva hat Abdul Zuhause besucht, hat mit seiner Schwester ein Kopftuch anprobiert, ist mit ihm durch Berlin gelaufen, in eine Moschee und hat neugierig Fragen gestellt. Miteinander sprechen, einfach mal aufeinander zugehen, einfach mal den Menschen im Gegenüber sehen. Das ist schön. Darüber haben dann Franziska, Eva und ich im Münchner Klub Konkret Studio geredet. Ein großartiger Tag war das. Danke!(Und heute Morgen sprach ich im DeutschlandRadio Kultur darüber, dass Islamophobie mehr ist als nur eine
40 KILO FREMDSCHÄMEN
Kennen Sie diese türkischen Großfamilien, die mit etlichen Koffern, zig Kartons, Rucksäcken und Taschen am Flughafen stehen und ewig lange am Flughafenschalter mit dem Personal diskutieren? Ich kenne sie. Und kennen Sie die pubertierende Tochter der Großfamilie, die ihr Gesicht beschämt in einem Buch vergräbt? Das war ich. Jedes Jahr die gleiche Tortur. Ich stand etwas abseits, las und versuchte möglichst unbeteiligt auszusehen. Ab und an schüttelte ich meinen Kopf, trat unauffällig einen weiteren Schritt zur
UNTER DEM WALNUSSBAUM
Ich musste lachen, als ich zum ersten Mal einen türkischen Friedhof besuchte und auf den Grabsteinen Daten wie 1290–1928 oder 1305–1940 las. So lange lebt doch niemand; was für ein bitterer Fehler ausgerechnet auf dem Grabstein, dachte ich. Bis ich vor dem meines Urgroßvaters Molla Mehmet stand. Er lebte von 1328 bis 1990, in aufwühlenden Zeiten. In einer kleinen Hütte ohne Fenster, versteckt zwischen den Orangenbäumen neben seinem Haus, lehrte Molla Mehmet 18 Jahre lang jede
ICH, KRIMINELL?
Quelle: motifake.com Eine Internet-Aktivistin bekommt Besuch von der Polizei. Sie versteht nicht, was sie verbrochen haben soll.Der Tag, an dem das Wort »Verbrechen« zum ersten Mal eine Bedeutung in ihrem Leben bekommt, beginnt sonnig und früh. Als Andrea Simmer (Name geändert) um kurz vor acht aus dem Haus tritt, sieht sie fünf Männer in Zivil mit Pistolen am Gürtel. Es sind Polizisten. Sie kommen direkt auf sie zu. »Können Sie den Weg frei machen? Ich muss
YUVA KIYMETİ
Auf Franks staubigem Papierstapel lag ein Zettel. Ein türkisches Lied stand darauf in Schreibmaschinenschrift geschrieben. Ein bisschen Geschichte, Vergangenheit und Erinnerung hielt ich in den Händen. "Wert der Heimat" lautete die Überschrift. "Sie setzten mich in einen Zug in der Türkei", sang Metin Türköz, "grüßt mir die Frau und die Freunde." Die zweite Strophe begann er mit: "Für meine drei Kinder habe ich diesen Weg eingeschlagen