#NSU
Anzahl der Tweets mit dem Hashtag #NSU in den letzten 180 Tagen in wöchentlichen Intervallen - via topsy.com, eigene Suche & Screenshot
"Man muss es ab und auch mal aussprechen", sagte meine Schwester. "Wir nutzen immer nur die Abkürzung 'NSU'." National Sozialistischer Untergrund. Dafür steht NSU.
Es wird vermutlich Jahre dauern bis es im NSU-Prozess zu einem Urteil kommt. Der Verhandlungsbeginn war holprig, man erregte sich über die Unterbrechungen, die Vertagung, Zschäpes Kleidung & Haltung, das Kreuz, die Verteidiger-Namen und vieles mehr. Heute am 11. Verhandlungstag des NSZ-Prozesses ist die Berichterstattung abgeflaut (englischsprachige Medien berichten inzwischen kaum/gar nicht mehr) - auch das ist natürlich und war erwartbar bei Prozessen dieser Art. Zeit Online hat eigens für den NSU-Prozess einen Blog eingerichtet und damit einen nachhaltigen Weg gewählt. Statt eines Livetickers, schreiben sie, starteten "wir also ein Projekt mit langem Atem. Wir wollen auch dann noch hinschauen, wenn sich manche, die wie auch wir lautstark einen Platz im Gerichtssaal einforderten, vielleicht schon wieder abgewandt haben."
Den Live-Ticker der Süddeutschen Zeitung hatte ich mehrmals lobend erwähnt. Mittlerweile finde ich aber den Zeit Online Blog sehr viel überschaulicher und handlicher zur Verfolgung des Prozesses. Ich denke, die Langatmigkeit lohnt sich bereits jetzt, in den ersten Prozesswochen.
Nur vereinzelt entdecke ich derzeit auf Twitter und Facebook noch Menschen, die Artikel und Meldungen zum Thema NSU teilen. Das empfinde ich deshalb als erwähnenswert, da Twitter und Facebook - für mich persönlich - immer ein relativ zuverlässiger Barometer für die Befindlichkeiten bestimmter Gesellschaftsgruppen waren und sind. Die große Mehrheit der deutsch-türkischen Community in sozialen Netzwerken beschäftigt sich derzeit - das kann man sich sicher denken - (berechtigterweise*) in erster Linie mit den Protesten in der Türkei. Hin und wieder tauchen mahnende Stimmen auf, man möge doch bitte den gleichen Einsatz auch in der deutschen Politik zeigen, wenn es um Hochwasser, NSU und andere Themen geht. *Aber das ist eine ganz andere Geschichte.
// UPDATE: Es gibt natürlich auch ein Watchblog, das hier nicht unerwähnt gelassen darf: NSU-Watch.info Dass ich NSU-Watch hier nicht als wachsames öffentliches Auge erwähnte, ist ein Faux Pas! NSU-Watch wird redaktionell von apabiz e.V. betreut und verfolgt, wie der Name sagt, nicht nur den NSU-Gerichtsprozess, sondern auch die Ermittlungen und Recherchen zum Thema NSU im Allgemeinen. Ihre Artikel veröffentlichen sie auch auf Englisch und Türkisch. Die aufwendige Arbeit kann man hier mit einer Spende unterstützen.
-- Gibt es noch andere Medien/Blogs & Co, die sich durch Langatmigkeit und Wachsamkeit hervortun? Bitte hier in den Kommentaren vermerken. --
UPDATE II: Auf NSU-Nebenklage verfolgen zwei Rechtsanwälte ebenfalls kontinuierlich den NSU-Prozess, eine Sozialpädagogin übersetzt die Texte ins Türkische (Danke an Fasel für den Hinweis!) //
Bei Verhandlungsbeginn fragte ich auf meiner öffentlichen Facebook-Page einige Nutzer, was sie vom Prozess erwarten. Erwartungsgemäß war die Stimmung eher pessimistisch. Ich möchte daran erinnern, damit uns unsere eigenen Worte ermahnen.
DAMALS
Es ist Sonntagnachmittag in Hamburg. Meine Großfamilie hat sich bei meinen Großeltern versammelt, um sie zu verabschieden. Sie werden - wie jedes Jahr - ein halbes Jahr in der Türkei verbringen. Jedes Mal, wenn sie gehen, fühle ich mich durstig nach ihren Geschichten, ihrer Vergangenheit. Jedes Mal ergreift mich die Sorge, es könnte die letzte Gelegenheit sein. Ich spüre den Drang, sie festzuhalten, als Geschichten. Bevor sie vergessen werden könnten - so als hätte es
“TAKTLOS” – REAKTIONEN ZU ANNE WILLS THEMENWAHL AM 20. JAHRESTAG VON SOLINGEN
Die Diskussion heute auf Twitter zu Anne Wills Sendung "Allahs Krieger im Westen – wie gefährlich sind radikale Muslime", die ausgerechnet am 20. Jahrestag des rassistischen Brandanschlags in Solingen stattfindet, habe ich auf Storify zusammengefasst: [View the story ""Taktlos" - Reaktionen zu Anne Wills Themensetzung am 20. Jahrestag von Solingen" on Storify]
ZWANZIG JAHRE
20 Jahre ist der Brandanschlag in Solingen her. Doch es ist, als brenne das Haus von Mevlüde Genc noch heute lichterloh. So präsent, so wichtig und aktuell erscheint das Feuer. Mögen Hülya Genç, Gülistan Öztürk, Hatice Genç, Gürsün İnce und Saime Genç in Frieden ruhen. Wir müssen zusammen leben wie Geschwister. Wir sind alle Menschen, die von Gott erschaffen wurden. Wir haben den gleichen Gott. - Mevlüde Genc Heute findet in Solingen die Premiere des Dokumentarfilms 93/13 von Mirza Odabasi statt.
DIE DEUTSCHEN HAUSTÜRKEN
Necla Kelek und Thilo Sarrazin am 30. August 2010 auf der Pressekonferenz anlässlich Sarrazins Buchveröffentlichung "Deutschland schafft sich ab" in Berlin (Bildcredit Taz)
Auch als Minderheit hat man Privilegien. Beispielsweise dann, wenn man sich in der Öffentlichkeit bewegt. Dort haben wir eine Deutungs- und Meinungshoheit über unsere Leute, unsere Minderheit. Das ist unsere Geldmaschine. Unsere Macht.
Ich könnte jeden Schwachsinn erzählen, ich würde immer irgendwo Menschen finden, die ihn bereitwillig glauben. Denn wenn ich es sage, „die Türkin“, „die Muslimin“, dann wird es schon stimmen. Ich muss nichts beweisen. Das fängt an bei ironischen Märchen wie: „Na klar duschen wir mit dem Kopftuch“ (schon passiert). Und hört tatsächlich nirgendwo auf. Er geht so weit, wie „der Türke“ oder „die Türkin“ ihn gerne treiben mag.
„Die Menschen haben nicht die Fähigkeit, ihre Sexualität zu kontrollieren“, sagte Necla Kelek im ZDF und fuhr fort: „Besonders der Mann nicht, und der ist ständig eigentlich herausgefordert und muss auch der Sexualität nachgehen. Er muss sich entleeren, heißt es, und wenn er keine Frau findet, dann eben ein Tier […].“
Tja, wenn selbst „die Türkin“ (und wenn sie Lust hat, auch „die Muslimin“) Kelek erzählt, dass muslimische Männer ihre Sexualität an Tieren entleeren, dann muss es halt stimmen. Und ganz egal, was die UNO kürzlich dazu sagte – Thilo Sarrazin kann kein Rassist sein, weil „die Türkin“ Kelek doch eifrig nickte, bei seiner Buchveröffentlichung mit am Tisch saß. Wenn selbst „die Türkin“ ihm zustimmt, dann hat er sicher recht.
ÜBER DEN BEGRIFF “HAUSTÜRKEN”
Mit "Die imaginären Haustürken" hat Anatol Stefanowitsch einen klugen und kritischen Kommentar zu meiner letzten Kolumne in der Taz "Die deutschen Haustürken" geschrieben. Deshalb möchte hier auf meinem Blog darauf eingehen. In seinem Kommentar kritisiert er die Verwendung des Begriffs "Haustürken."
Tatsächlich aber dürften wenigstens Zweifel an der Existenz einer großen Zahl von „Onkel Toms“ angebracht sein. (Quelle: "Die imaginären Haustürken")
Auch Haussklaven waren Sklaven, die ausgebeutet und missbraucht und ohne Rücksicht auf Familienbeziehungen ge- und verkauft wurden. Die Idee, dass sie das nicht durchschaut und sich stattdessen in großer Zahl mit ihren Peinigern solidarisiert haben, dürfte eher (weißen) medialen Darstellungen als der Wirklichkeit entspringen. Zumindest verbietet es sich, die Narrative unreflektiert zu übernehmen und auf andere Zusammenhänge anzuwenden, wie Gümüsay das tut. Spätestens mit dieser Übertragung akzeptiert man den Wahrheitsgehalt, und damit die rassistische Perspektive, dieser Narrative. (Quelle: "Die imaginären Haustürken")
So habe ich Malcolm X nicht verstanden.DER ALLER-SUPADUPA-HYPER-ÜBERTRIEBEN-BESTE DEUTSCHE
"Sie [Die Deutschen] sind mittlerweile zu einem Haufen von Duckmäusern pervertiert, die unter der linksgrünen Gesinnungsdiktatur in völliger Furcht um ihr gesellschaftliches Ansehen, inzwischen auch um ihre Existenz nichts mehr politisch Unkorrektes zu sagen wagen, schon gar nicht würden sie dafür demonstrieren. Denn wie wir derzeit den Medien entnehmen, wird eher ein Salafist zum Polizisten, als ein Deutscher, der sich zum Patriotismus bekennt. Zudem haben die Deutschen ihr Leben und die Verantwortung dafür zur Gänze dem
WENN DIE KAMERAS AUS SIND…
RASSISTIN? ICH?
AB IN DIE WUTBOX
Ganz ehrlich? Ihr könnt mir mal den Buckel runterrutschen, ihr hasserfüllten Paukenhauer, globalen Klassenclowns und mediengeilen Störenfriede. Ihr lauten Menschen. Kauft euch ’ne schalldichte Wutbox und tobt euch dort aus, haut euch gegenseitig die Köppe ein. Aber das würdet ihr niemals alleine machen. Ihr funktioniert nämlich nicht ohne uns, die Moderaten dieser Welt. Ihr braucht uns. Was wäre eine Demonstration muslimischer Extremisten ohne Publikum? Was wären die islamischen Hassprediger auf der einen Seite und Ayaan Hirsi
FRAGEN IM FERNSEHEN
Eva hat Abdul Zuhause besucht, hat mit seiner Schwester ein Kopftuch anprobiert, ist mit ihm durch Berlin gelaufen, in eine Moschee und hat neugierig Fragen gestellt. Miteinander sprechen, einfach mal aufeinander zugehen, einfach mal den Menschen im Gegenüber sehen. Das ist schön. Darüber haben dann Franziska, Eva und ich im Münchner Klub Konkret Studio geredet. Ein großartiger Tag war das. Danke!(Und heute Morgen sprach ich im DeutschlandRadio Kultur darüber, dass Islamophobie mehr ist als nur eine
STILLE.
Nichts. Es ist eine merkwürdige Stille am Telefon. Er, nennen wir ihn Yunus, schweigt. Dann ringt er nach Worten. „Wie bitte?“ Er räuspert sich. „Wie kommst du da drauf?“, fragt er. „Also, das sagen ja viele, aber … Ich bin nicht so. Bin ich nicht.“ Die Stimmung ist angespannt. Ich entschuldige mich. Ich entschuldige mich für die unangenehme Situation, in der wir uns beide jetzt befinden. Yunus ringt nicht nur mit Worten, er ringt mit sich. „Es tut mir wirklich
RASSISMUS AN DEUTSCHEN UNIVERSITÄTEN
»Weißt du, Kübra, für mich bist du keine Deutsche.« Das sagt mir Manuel an einem Sommertag im Café, als wir mit Freunden gerade über Deutschland diskutieren. Eigentlich mögen wir uns, Manuel und ich. Wir haben zwei Jahre lang gemeinsam Politikwissenschaft studiert und sitzen in unserer Freizeit immer wieder in diesem Café. »Warum?«, frage ich. »Weil du ein Kopftuch trägst.« Ich lache und erkläre ihm, dass das absurd sei. Wegen meines Kopftuchs bin ich keine Deutsche? »Gilt