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Kübra Gümüşay

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Thomas Rohde
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Als Hasret das erste Mal weg war, suchte Medine sie überall. In Aufruhr durchkämmten die Bewohner der türkischen Kleinstadt Felder, Häuser und Bäche. Es wurde schließlich später Abend. Die Laternen der Suchenden, der Mond und die Sterne erhellten das Feld der Familie. Verzweifelt bahnte sich Medine den Weg durch die Orangen-, Zitronen- und Feigenbäume. Und während sie lief, fühlte Medine einen Schmerz, wie sie ihn nie zuvor gefühlt hatte. Weinend rief sie den Namen ihrer

Istanbul, internationaler Flughafen, sechs Uhr früh. Für Transit-Gäste, die hier für ein paar Stunden stranden, ist der Gebetsraum im Untergeschoss die beste geheime Schlafstätte. Die Lichter sind aus, der Boden ist mit einem weichen Teppich ausgelegt und Damenhandtaschen sind sowieso großartige Kopfkissen. Fünf oder sechs Frauen liegen hier. Ich torkle rein, zu müde, um mich vernünftig umzuschauen, und suche mir einen Schlafplatz. Binnen weniger Minuten bin ich weg. Eine Stunde später geht das Licht

Sezer ist eine Frau*, hat aber ihren männlichen Namen aus einem früheren Leben behalten. Ich sitze mit ihr in einem Istanbuler Café und trinke Tee. Sezer erzählt. Ich höre zu. Sie hat sich nicht geschminkt und ist schlicht angezogen. Ihre Nase ist schmal, die Lippen etwas aufgespritzt, die Brüste wirken zu groß für ihren zierlichen Körper. Sie verschränkt schützend ihre Arme davor. Sezer möchte sich verstecken, zumindest nicht herausstechen. "Ich mag das nicht, laut und auffällig", sagt

So stellt man sich in Ägypten Gastfreundschaft im deutschen Zuhause vielleicht vor - doch Ägypten ist weit mehr als das. Weit mehr. Wir sind in Kairo auf der Suche nach einem Buch. Man gibt uns Wegbeschreibungen, keine ist richtig. Wir laufen hin und her. Es ist heiß, die Sonne knallt und ich bin genervt. Wir treffen schließlich auf Ahmed, einen jungen ägyptischen Geschäftsmann. Er will uns helfen und führt uns in eine Buchhandlung in der Nähe.

"In Rom, wie die Römer" Ich wäre auf den Slutwalk gegangen, wäre ich nicht im Ausland. Zusammen mit Tausenden anderer Frauen und Männer hätte auch ich gegen sexuelle Gewalt und Verharmlosungen von Vergewaltigungen protestiert - gegen Entschuldigungen. Nicht weil ich mich gern - was auch immer das heißen mag - schlampig anzöge, sondern weil dort gegen ein Problem unserer Gesellschaft demonstriert wird: Wir hegen Sympathie für die Täter und beschuldigen gar die Opfer. Eine junge Frau wird

Es ist Nacht in Kairo. Ich stehe auf dem hell erleuchteten Tahrirplatz. Es ist laut. Überall sind Podeste aufgestellt, auf denen Frauen und Männer Reden halten, wild gestikulieren - das Publikum hört aufmerksam zu, ruft rein oder beklatscht die Redner. Überhaupt stehen überall Menschen herum, die diskutieren, sich fotografieren lassen, ägyptische Fahnen kaufen. Zwischendurch umkreist eine Protestgruppe den Platz und ein Meer von Handykameras wird gezückt. Dann entdecke ich die Bilder der Opfer des Mubarak-Regimes, sie

Es ist unser dritter Tag in Kairo, und wir sind zum ersten Mal bei Nachbarn zum Essen eingeladen. Mina steht am Küchentresen und macht Hamburger. Dabei trägt sie ein langes Kleid, eine Hochsteckfrisur und ist geschminkt. Ihre Freundin sitzt in Hose und engem T-Shirt lässig auf dem Küchenstuhl und streicht sich die kurzen Haare aus dem Gesicht.Wir Frauen unterhalten uns über das Leben in Kairo. Sie geben mir Einkaufstipps und empfehlen Restaurants. Wir sprechen über

"Islamistin" nennt er mich, und ich nenne ihn "Säkularist." Er lacht mit mir mit, wir spielen mit Schubladen und Klischees. Zwei Tage schon sind Lucas und ich auf derselben Konferenz. Wir verbringen viel Zeit zusammen, diskutieren und scherzen. Manchmal aber begegnet mir Lucas recht zurückhaltend, verkrampft und steif. Das liegt an seiner Erziehung, vermute ich. Kindheit und Jugend hat er an elitären Internaten in Frankreich verbracht. Jetzt besucht er eine renommierte Unijversität. Er trägt einen dunkelblauen

Bildcredit: Mona T. Brooks, Netroots NationLamees klappt ihren iPad auf und tippt ein bisschen herum. Ihre langen Fingernägel klackern. Das Make-up sitzt perfekt, das Tuch ist festlich um den Kopf geschwungen. Sie geht stolz und gerade, hat ein freundliches, aber bestimmtes, ein herzliches und gleichzeitig distanziertes Auftreten. Sobald wir den Konferenzsaal verlassen, setzt sie ihre große Sonnenbrille auf. Unnahbar.Wir sind in Washington auf einer Konferenz. Blogger und Aktivisten aus zwanzig Ländern sind geladen. Lamees kommt

Wir laufen durch das staubige Kairo. Die Sonne knallt und es tummeln sich Tausende von Menschen auf den Straßen der größten Metropole Afrikas. "Ah, kuck mal hier!", rufe ich, "Schau mal dort!" und zupfe am Hemd meines Mannes. Meine Kamera baumelt heute nutzlos an meinem Arm, ich möchte mich einfach nur sattsehen an dieser Stadt. Es ist laut und bunt. Die hupenden, ratternden und brummenden Autos geben dieser Stadt ihr Geräusch. Die vielen Frauen hingegen

Der 1. Mai. In Kreuzberg lässt laute fröhliche Musik die Erde beben, die Sonne knallt und an den Straßenecken schlängeln sensationsgeile Krawallanwärter in Schwarz umher. Neugierige Touristen mit baumelnden Riesenkameras vor dem Bauch fotografieren die jungen Kreuzberger, die endlich einmal auf dem Bürgersteig Grillen dürfen. Neben ihnen stehen türkische Frauen und verkaufen erfolgreich Gebäck. Ein chaotisch buntes Getümmel.Nee, heute wollen mein Mann und ich lieber Ruhe. Am liebsten mit Strand und Wasser. Zusammen mit anderen

"Kacke! Alles kacke." Es ist Montagmorgen. Ich stehe an der Bahnhaltestelle und höre jemanden auf Türkisch meckern. "Diese bescheuerten Rolltreppen. Nichts funktioniert hier! Wäre ich doch bloß zu Hause geblieben." Ich schaue mich neugierig um. Eine alte türkische Oma, das Kopftuch fest unter dem Kinn geknotet, besteigt grummelig die letzte Treppenstufe und betritt den Bahnsteig. Sie atmet erschöpft ein und aus und schaut sich skeptisch um. Sie entdeckt mich, unsere Blicke treffen sich. Sie neigt

Hatice bügelt, ich falte. Wir ordnen Teile meines Ceyiz, der Aussteuer, die jede türkische Braut von den Eltern mitbekommt, in meinen Schrank ein. Verziertes Bettzeug, handbearbeitete Handtücher, Decken und Kissenbezüge. "Frag mich: Bist du glücklich? Bin ich nicht", sagt Hatice. Urplötzlich. Sie steht vor dem Bügelbrett und hält inne. Ich bin irritiert. Ich kenne sie nur flüchtig, sie kam heute zu mir,

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