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Kübra Gümüşay

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Thomas Rohde
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Bildcredit: Damir Šagolj Niemals vergessen: 11. Juli 1995, Srebrenica. Heute gedenken wir Srebrenica. Ich kann mich noch sehr gut an diese Tage vor 18 Jahren erinnern, als meine Eltern gemeinsam mit uns kleine Hilfspakete zusammenstellten, um sie nach Bosnien zu verschicken; daran, wie sie Veranstaltungen organisierten und Spenden sammelten; daran, dass meine Eltern demonstrieren gingen. Ich trug auf diesen Veranstaltungen Gedichte über Bosnien vor. Und meine Schwester und ich verpackten gemeinsam mein Asthma-Gerät, das ich nicht

Oldenburg SeeIch hatte gestern einen kleinen Unfall. Beim Fahrradfahren um einen kleinen See in Oldenburg (in Niedersachsen) bin ich in der Kurve ausgerutscht und ziemlich hart aufgeprallt. Das Lenkrad rammte tief meinen Bauch, ich erlitt einen Schock und Atemnot. Mein Kopf drehte sich, ich schnappte vergeblich nach Luft, der Schmerz schoss mir nach ein paar Sekunden plötzlich durch den ganzen Körper und ich krümmte mich nach Luft ringend auf dem Boden. "Ich kann nicht atmen! Ich kann nicht atmen!", schrie ich. Es war als wäre mein Hals zugeschnürt worden, als hätte sich mein Körper, mein Brustkorb verengt. Meine Schwiegermutter, die wenige Meter hinter mir gefahren war, sprang vom Fahrrad ab und drückte mich fest an sich, redete beruhigend auf mich ein und versuchte langsam mit mir zu atmen. Minutenlang schrie ich dabei in Schock.

Aber darum geht es nicht in diesem Beitrag. Es geht um das (vielleicht 50-60-Jahre alte) Ehepaar, das im See badete - 10 bis 15 Meter von mir entfernt -, das mich seelenruhig dabei beobachtete wie ich mit dem Fahrrad auf dem Schotter ausrutschte, hinprallte und schrie. Während sie zu ihren Fahrrädern gingen und sich abtrockneten, reckten sie ihre Köpfe, um das Geschehen auch über das hohe Gras hinweg weiterzuverfolgen. Immer wieder schauten sie neugierig zu mir und meiner Schwiegermutter, seelenruhig, unbeteiligt.

Meine Schwiegermutter nässte ihre Kleidung im See, um meine blutigen und brennenden Hände zu waschen und um meinen Nacken zu kühlen. Das Ehepaar starrte uns weiterhin an.

Kein Wort. Kein Hilfsangebot. Keine Fürsorge. Kein besorgter Blick. Nichts. Nur dieses spannerhafte Starren, fast aufgeilend am Leid der anderen.

Und dann stand es fest. Ich würde fortan eine Kolumne in der taz führen. Panik brach in mir aus. Eine Kolumne in der taz, einer deutschen, bundesweit erscheinenden Tageszeitung – und die sollte ausgerechnet ich schreiben, eine junge Deutschtürkin, muslimisch und noch dazu mit Kopftuch. Ja, klar. „Schreib von dir, erzähl aus deinem Leben, deine Gedanken“, sagte der Ressortleiter. Ich hörte nur: „Schreib von der muslimischen Community, erzähl aus deren Leben, deren Gedanken.“ Wie eine kleine

Marwa El Sherbini mit ihrem Mann Elwy Ali Okaz auf ihrer Hochzeit. - Bild via dpa Heute vor vier Jahren, in einem Gerichtssaal in Dresden, drehte sich die Ägypterin Marwa El-Sherbini zu dem Angeklagten Alex W. Mit einem freundlichen Lächeln sagte sie zu ihm, der Islam sei eine friedliche Religion. Sie verstehe seine Reaktionen nicht. (Spiegel, 27.10.2009) Wochen zuvor hatte er sie auf einem Spielplatz beschimpft, "Terroristin" und "Schlampe" hatte er sie genannt. Heute saßen sie

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