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Kübra Gümüşay

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Thomas Rohde
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Seit einigen Tagen diskutiert die muslimische Community auf sozialen Medien das Thema Heirat & Partnersuche. Dabei wurde mancherorts nach der Perspektive und Stimme der Männer gefragt. In den nächsten Wochen werden hier einige Männer in Q&As (oder anderen Formen) ihre Sicht teilen (die sich vielleicht in manchen Punkten wahrscheinlich nicht groß von denen der Frauen unterscheidet, in anderen aber umso mehr).

Den Anfang macht heute Ali Aslan Gümüşay (der übrigens mein Mann ist). In seinem Text beschreibt er, weshalb es wichtig ist, dass auch Männer sich in diesem Diskurs stärker einbringen und an der Lösung der Missstände arbeiten, von denen sie möglicherweise annehmen gar nicht betroffen zu sein. Danke Ali!

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ZEIT FÜR EINEN DISKURS - ÜBERALL

Warum Männer sich am Diskurs um Heirat und Partnersuche stärker beteiligen sollten. - von Ali Aslan Gümüşay

Die Partnerwahl ist die wohl wichtigste Entscheidung im Leben eines Menschen. Allerdings gibt es kaum praktische Hilfsmittel, die einem diese komplexe Entscheidung erleichtern könnten. Keine Ehegattenrankings à la Arbeitgeberrankings, noch eine Metrik, die das Messen und Bewerten überhaupt ermöglichen. Die Ehe ist ein Bündnis für zwei Leben. Ein gewisses Wagnis gehört dazu.

[tagline]Der Mann[/tagline]

Kübra hat über den muslimisch-akademischen Heiratsmarkt geschrieben. Auf verschiedenen Social-Media-Kanälen wurde daraufhin die fehlende männliche Sicht beklagt. Eine männliche Sicht soll also her. Dieser Text soll allerdings keine Verteidigung oder Interessenvertretung im Sinne von „Männer aller Länder vereinigt euch“ sein.

Eher ist es ein Ausruf und Zuruf an Männer, in einem Diskurs mitzuwirken, der uns nicht nur auch betrifft – gar zu 50% würde ich meinen – sondern dessen Ausübung als solche schon positive Veränderung bewirken vermag. Wir brauchen diesen Diskurs und beginnen also nicht mit: Tue Gutes und sprich darüber; sondern mit: sprich darüber, damit Gutes getan wird.

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(Dieser Text baut auf den Artikel Der neue muslimische Mann + die Frau und die Gesellschaft auf. Es empfiehlt sich ihn vorher zu lesen. Darin wird erklärt, warum dieser Text sich nur mit Mann-Frau-Beziehungen innerhalb der muslimisch-akademischen Szene beschäftigt.)

[tagline]Wichtiger Disclaimer:[/tagline]

Bevor ich den Text beginne, möchte ich eine Tatsache nicht unerwähnt lassen: Heiraten, einen Partner finden, ist in keiner Weise alleiniges Lebensziel und/oder definierender Lebensinhalt einer muslimischen Frau. Muslimische Frauen, die (noch) nicht geheiratet haben (an Gründen mangelt es nicht) oder nicht heiraten wollen(!), dürfen und sollten nicht darauf reduziert werden. Schon gar nicht sollte man sich das Recht herausnehmen solche, mit denen man nur flüchtig bekannt ist, immer wieder mit Fragen durchlörchern und mit achso gut gemeinten Ratschlägen belehren zu dürfen.

 Bei einer entsprechend stabilen Beziehungs- und Vertrauensbasis kann man sich eventuell näher über Beweggründe unterhalten, aber selbst das hat seine Grenzen.

Manchmal liegt es nicht in der Hand eines Menschen, einen geeigneten Partner zu finden. In dem Fall ist es ein Affront, einen Menschen immer wieder darauf anzusprechen oder gar zu bemitleiden. 



Manchmal entschließt sich ein Mensch bewusst dazu, nicht (mehr) heiraten zu wollen. Diese Entscheidung muss man respektieren. Und auch hier ist es ein Affront, einen Menschen immer wieder darauf anzusprechen oder gar zu bemitleiden.



Aber du möchtest doch nur helfen? Auch in bester Absicht kann man Menschen verletzen. "Herşeyin bir yolu yordamı var", sagt man im Türkischen. Es gibt für alles eine Art und einen Weg - auch für das Helfen.

Zuletzt ein Zitat der Leserin Müzeyyen Bek hierzu:

"Ich habe schon gar keine Lust mehr auf Hochzeiten zu gehen, genau aus diesem Grund! Ich finde es auch einfach nur unverschämt und vor allem unsensibel diese Haltung: Eine Frau ist nur dann vollwertig, wenn sie geheiratet hat. Wenn nicht, dann stimmt was nicht mit ihr. Das wird selbstverständlich nicht so geäußert, aber häufig ist es eine Botschaft, die mitschwingt."

[tagline]Der muslimisch-akademische Heiratsmarkt - Teil 2[/tagline]

Ich muss eingestehen: Ich bin an das Thema muslimisch-akademischer Heiratsmarkt zwar sehr kritisch, an die Lösungen aber anscheinend zu idealistisch herangegangen. Es muss doch eine systematische, größere Lösung geben für die vielen muslimischen Single-AkademikerInnen, die man innerhalb eines Projektes angehen kann, dachte ich mir. Ich war damit nicht die einzige: Mit ein paar FreundInnen zusammen bauten wir ein System auf, bei dem wir ausgewählte Singles interviewten, in eine interne Datenbank einpflegten und dann, ganz klassisch, Verkuppeln wollten. Aber (jeder von uns ist da unterschiedlicher Meinung, warum es nicht klappt/wie es besser klappen könnte) ich finde man kann zwei Menschen, von denen man mindestens eine nicht persönlich oder näher kennt, schlecht verkuppeln. Vor allem dann nicht, wenn man kein Gefühl dafür hat wie sie sind, was sie ausstrahlen und eventuell sogar wie sie fühlen. Hinzu kommt, dass es ein großer Zeit- und Organisationsaufwand ist, bei der Arbeitsteilung und Management nicht so einfach zu strukturieren sind.

Wenn ich privat verkupple, dann klappt es meistens viel besser. Ich kann nicht recht in Worte fassen, welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Ich agiere hauptsächlich auf Gefühlsbasis und es funktioniert so relativ zufriedenstellend. Aber eine gut funktionierende größere Lösung, mit der man mehr Menschen erreichen kann, aber dennoch den einzelnen Menschen gerecht wird und zudem effektiv ist, habe ich bislang noch nicht entdeckt.

Das hat mich am Traum der größeren Lösung zweifeln lassen. Für mich gibt es bisher deshalb derzeit folgende (individuelle/lokale) Lösungen, von denen ich weiß, dass sie funktionieren (können):

[caption id="attachment_3278" align="aligncenter" width="2048"]ali und ich 2010 gründeten mein Mann Ali Aslan Gümüşay und ich zusammen mit Abdulkadir Topal und anderen engagierten Muslimen das Zahnräder Netzwerk. Bis vor wenigen Wochen war Ali Vorstandsvorsitzender, Abdulkadir sein Stellvertreter und ich Leiterin von Presse und Kommunikation. Doch jetzt ist es Zeit für frische Gesichter![/caption]

Vor knapp 4 Jahren, Anfang 2010, gründeten wir das Netzwerk Zahnräder - fast zeitgleich startete ich mit meiner Tuch-Kolumne in der Taz. Ein Netzwerk, dass es sich zum Ziel gemacht hat, aktive und engagierte Muslime zusammenzubringen, Social Entrepreneurship (also: Soziales Unternehmertum) zu fördern und bestehende Projekte der Öffentlichkeit und in den Communities bekannt zu machen. Und nun, nach knapp vier Jahren, wieder fast zeitgleich mit dem Ende meiner Kolumne, endet auch meine Zeit als Presse- und Kommunikationsleiterin bei Zahnräder.

2013 brachte viel Wechsel in mein Leben, nach meiner Tuch-Kolumne war Zahnräder der zweite große Abschied. Ich verabschiedete mich bereits im Sommer, vor einigen Wochen fand er dann auch offiziell beim Mitgliedertreffen statt. Auch mein Mann Ali Aslan Gümüşay und Abdulkadir Topal verabschiedeten sich vom Vorstand - es war ein tränenreicher, wunderschöner und vor allem hoffnungsvoller Abschied. Ein Wochenende voller Energie, Ideen und Emotionen. Viele werden nach den Gründen fragen. Warum jetzt gehen? Schließlich läuft es bei Zahnräder doch großartig!

Als wir Zahnräder damals gründeten, war mein Ziel mein Team und meinen Arbeitsbereich so zu leiten, dass alles auch ohne mich und meine Leitung funktioniert. Zahnräder sollte sich nicht um Einzelpersonen drehen, nicht um Egos, nicht um Persönlichkeiten und auch nicht abhängig von ihnen sein. Mein Anspruch war es, so zu arbeiten, dass diejenigen, die nachrücken, auf meine Arbeit aufbauen und Großartigeres, Besseres erreichen können. Mein Ziel war nachhaltige Arbeit. Und: Kontinuierliche Offenheit für Innovation. Nie wollte ich mich den Satz sagen (oder auch nur denken) hören: "Aber das haben wir schon immer so gemacht." Das versperrt Ideen, Neuerungen und den Atem der Zeit.

Fragte man mich jetzt nach dem Tod, ich würde sagen: Der Tod war mir immer fern. Fragte man mich ein zweites Mal, würden mir ein, zwei Beispiele einfallen, in denen ich ihn mittelbar fühlte. Und fragte man ein drittes Mal nach, würde mir klar werden, dass er manchmal sehr nah war, aber nie fern. Dass ich oft genau das fühlte, was ich dieser Tage fühle: Seine Nähe. Aber immer wieder vergaß. Vor einem Jahr, fast um

It was around 3 or maybe 4 in the morning after a long journey, climbing and hiking, when we finally sat down on top of the mountain Nemrut. We sat down to watch the sun rise, lighten the dark, announce itself through sparks and light shadows, grow and warm us - like so many of our kind before us. It was probably the most magical moment of our trip through the East of Turkey, a

maxresdefault1968. Martin Luther King wurde ermordet. "Als unser Führer (John F. Kennedy) vor einigen Jahren ermordet wurde, hat uns seine Witwe zusammengehalten und vereint. Wer wird eure Leute kontrollieren?", fragt ein weißer Reporter im Fernsehen. Eine junge Lehrerin in Riceville, Iowa wird Zeuge dieser Szene und ist verwirrt. Ist John F. Kennedy nicht auch Präsident der Schwarzen gewesen? Und sollte uns Weiße Martin Luther Kings Ermordung nicht auch entsetzen? So fängt die Geschichte von der Anti-Rassismus-Aktivistin (& Feministin) Jane Elliott an, deren Erkenntnisse noch heute von höchster Relevanz sind.

Schon vor Kings Tod hatte sich Elliott lange mit Rassismus beschäftigt, recherchiert, Bücher über die NS-Zeit gelesen, als sie schließlich beschloss mit ihrer Schulklasse ein Experiment durchzuführen. Sie fragte ihre Schüler, ob sie herausfinden wollten, wie es ist ein schwarzes Kind zu sein. Die Kinder bejahten.

An diesem Tag behandelte sie alle ihre blau-äugigen Schüler wie Weiße, privilegiert und überlegen gegenüber den nicht-blau-äugigen Schülern, die sie so behandelte wie schwarze Kinder in den USA behandelt wurden, so als seien sie weniger intelligent, weniger fleißig und fähig. Schon bald übernahmen die Kinder diesen Umgang, die "Überlegeneren" verhielten sich arrogant und überheblich gegenüber ihren Klassenkameraden. Ihre Leistungen verbesserten sich, sie wurden selbstbewusster. Auch die "Unterlegeneren" veränderten sich; selbst jene, die vorher dominant und durch ihre guten Leistungen hervorstachen, nahmen sich zurück, ihre Leistungen wurden schlechter.

A few months ago, I had the honour to speak at TEDx Oxbridge in Oxford. When I thought about what I'd like to share most, what lessons life had given me and what had touched me most, I decided on "The Power of Stories." After years of debating, political and social activism, I came to realise that although these are important and essential tools for a healthy discourse, there was something more important to me,

Bildcredit: Damir Šagolj Niemals vergessen: 11. Juli 1995, Srebrenica. Heute gedenken wir Srebrenica. Ich kann mich noch sehr gut an diese Tage vor 18 Jahren erinnern, als meine Eltern gemeinsam mit uns kleine Hilfspakete zusammenstellten, um sie nach Bosnien zu verschicken; daran, wie sie Veranstaltungen organisierten und Spenden sammelten; daran, dass meine Eltern demonstrieren gingen. Ich trug auf diesen Veranstaltungen Gedichte über Bosnien vor. Und meine Schwester und ich verpackten gemeinsam mein Asthma-Gerät, das ich nicht

Oldenburg SeeIch hatte gestern einen kleinen Unfall. Beim Fahrradfahren um einen kleinen See in Oldenburg (in Niedersachsen) bin ich in der Kurve ausgerutscht und ziemlich hart aufgeprallt. Das Lenkrad rammte tief meinen Bauch, ich erlitt einen Schock und Atemnot. Mein Kopf drehte sich, ich schnappte vergeblich nach Luft, der Schmerz schoss mir nach ein paar Sekunden plötzlich durch den ganzen Körper und ich krümmte mich nach Luft ringend auf dem Boden. "Ich kann nicht atmen! Ich kann nicht atmen!", schrie ich. Es war als wäre mein Hals zugeschnürt worden, als hätte sich mein Körper, mein Brustkorb verengt. Meine Schwiegermutter, die wenige Meter hinter mir gefahren war, sprang vom Fahrrad ab und drückte mich fest an sich, redete beruhigend auf mich ein und versuchte langsam mit mir zu atmen. Minutenlang schrie ich dabei in Schock.

Aber darum geht es nicht in diesem Beitrag. Es geht um das (vielleicht 50-60-Jahre alte) Ehepaar, das im See badete - 10 bis 15 Meter von mir entfernt -, das mich seelenruhig dabei beobachtete wie ich mit dem Fahrrad auf dem Schotter ausrutschte, hinprallte und schrie. Während sie zu ihren Fahrrädern gingen und sich abtrockneten, reckten sie ihre Köpfe, um das Geschehen auch über das hohe Gras hinweg weiterzuverfolgen. Immer wieder schauten sie neugierig zu mir und meiner Schwiegermutter, seelenruhig, unbeteiligt.

Meine Schwiegermutter nässte ihre Kleidung im See, um meine blutigen und brennenden Hände zu waschen und um meinen Nacken zu kühlen. Das Ehepaar starrte uns weiterhin an.

Kein Wort. Kein Hilfsangebot. Keine Fürsorge. Kein besorgter Blick. Nichts. Nur dieses spannerhafte Starren, fast aufgeilend am Leid der anderen.

Marwa El Sherbini mit ihrem Mann Elwy Ali Okaz auf ihrer Hochzeit. - Bild via dpa Heute vor vier Jahren, in einem Gerichtssaal in Dresden, drehte sich die Ägypterin Marwa El-Sherbini zu dem Angeklagten Alex W. Mit einem freundlichen Lächeln sagte sie zu ihm, der Islam sei eine friedliche Religion. Sie verstehe seine Reaktionen nicht. (Spiegel, 27.10.2009) Wochen zuvor hatte er sie auf einem Spielplatz beschimpft, "Terroristin" und "Schlampe" hatte er sie genannt. Heute saßen sie

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